3 Wochen Kreta – und täglich grüßt das Murmeltier – Jenny´s Reisebericht
Liebe Tierfreunde,
die letzten 3 Wochen war ich mit meinem Lebensgefährten und seinem Sohn auf Kreta zum Tierschutzurlaub, aber auch, um etwas privaten Urlaub machen zu können. Soweit die Theorie, die Praxis auf Kreta sah folgendermaßen aus:
07.08.2015 Am späten Abend bin ich auf Kreta gelandet, müde vom Flug und dennoch total aufgedreht, dass ich wieder live vor Ort sein darf. Mein Lebensgefährte samt Sohn war schon eine Woche früher angereist und sie haben tatsächlich schon etwas privaten Urlaub gemacht. Verena und ich versumpften am Abend noch in ein intensives Gespräch über Tierschutz, die extreme Überlastung an Notfällen in diesem Jahr, notwendige Kastrationsprogramme etc. Irgendwann wunderten wir uns, dass der Himmel hell wurde. Die Uhr verriet uns warum, es war morgens 5:30h geworden. Nun aber nichts wie ins Bett
08.08.2015 Nach wenig Schlaf haben wir die Hunde in der Auffangstation versorgt und sind anschließend auf einen griechischen Wochenmarkt gefahren, um uns erstmal mit Obst und Gemüse einzudecken. Dort wurden, wie so oft und auch bei normalen Agrarhändlern üblich, wieder kleine, süße, wuschelige Kaninchen in viel zu kleinen Käfigen zum Verkauf angeboten. Erschreckend, dass die Menschen immer noch nicht verstanden haben, was artgerechte Tierhaltung ist und dass man solche Händler nicht unterstützen sollte! Nach dem Wochenmarkt ging es direkt zu Maria und ihrem Mann, sie haben eine kleine Farm mit Ziegen, Schafen, Kaninchen, Hühnern, Truthähnen, Katzen und natürlich Hunden. Sie nehmen für uns Hunde auf und bereiten sie auf die Ausreise vor. Quasi unsere „Außenpflegestelle auf Kreta“. Zum einen mussten dort die ganzen Neuankömmlinge fotografiert werden und zum anderen 3 Hunde abgeholt werden, die einen Flug zu einer Pflegestelle in Deutschland hatten. Maria bat uns, dass wir uns noch weitere Hunde auf einem Nachbargrundstück anschauen. Dort hat eine sehr scheue Straßenhündin ihre Welpen geboren (etwa 4 Wochen alt). Sie leben in einem aufgeschnittenen Wasserfass und werden notdürftig von den Grundstücksbesitzern versorgt. Die Mutter kommt wohl morgens und abends und versorgt sie auch noch. Was sich uns dort bot, war mal wieder die typische Tierhaltung. Ein eigener Hund in einem eingezäunten Auslauf, aber dennoch an einer kurzen Kette, umgeben von Kot und Müll, eine große Anzahl von Katzen, selbstverständlich unkastriert und diese Welpen in ihrem Fass… Nach fast 3 Stunden waren alle Fotos im Kasten, die 3 Hunde im Auto und sogar noch ein 4. Die Dobermannhündin Amanda lebt dort schon sehr lange an der Kette, da sie wohl mal negativ auf die freilebenden Katzen reagiert hat, gab es keine andere Lösung. Amanda wurde immer unglücklicher und zog sich mehr zurück, sind Dobermänner doch sehr sensibel… Daher haben wir kurzerhand beschlossen, dass sie in einen Zwinger in die Auffangstation ziehen soll. Und siehe da, am Abend kaum in der Auffangstation, zeigte sie sich sehr fröhlich und begann mit Herrn Schäfer zu spielen. Mittlerweile läuft sie frei im Rudel und ist auch mit Katzen verträglich bzw. sogar desinteressiert! Ja, es war schon wieder abend, bis wir zurück waren. Glücklicherweise hatten wir zumindest auf dem Wochenmarkt eine Kleinigkeit gegessen. Nun mussten noch alle Hunde in der Auffangstation versorgt werden und die ersten Fotos wurden fürs Web bearbeitet. Zwar wurde es nicht 5:30h, aber 2 Uhr wurde es dann doch wieder, bis wir im Bett lagen…
09.08.2015 Der Tag beginnt, wie jeder Tag, mit der Versorgung der Hunde in der Auffangstation. Den restlichen Tag hatte ich mir freigeräumt für neue Fotos der Hunde in der Auffangstation. Der Vormittag war mir diesbezüglich auch gegönnt, dann riefen Touristen an, dass sie einen verletzten Hund auf der Schnellstraße gefunden haben. Also nichts wie los und den Hund zum Tierarzt gebracht (der ein oder andere Tierarzt hat auch sonntags geöffnet). Danach rief ein Tourist an, der sich in 3 Straßenhunde verliebt hat und diese gerne mit nach Deutschland nehmen möchte, aber noch einen Platz bis zur Ausreise braucht. Wir sagten zu, die Hunde solange bei uns aufzunehmen. Am späten Nachmittag begann die Aufnahme des Ist-Zustands der Zwingeranlagen und die Planung der nächsten Sanierungsmaßnahmen. Was soll ich sagen? Und dann wurde es schon wieder dunkel und weit nach Mitternacht, bis wir unser Abendessen zu uns nahmen und irgendwann ins Bett fielen
10.08.2015 Der Tag beginnt, wie jeder Tag, mit der Versorgung der Hunde in der Auffangstation. Währenddessen kam der Tourist und brachte uns die 3 Hunde, die wir für ihn einparken sollten. Danach ging es zum Tierarzt, da die Papiere der Hunde, die am Nachmittag ausreisen sollten, fertig gemacht werden mussten. Hier heißt es, Zeit mitbringen, unter 2 Stunden kommt man bei keinem Tierarztbesuch weg. Natürlich fanden die Hunde die Autofahrt im wahrsten Sinne des Wortes zum kotzen und mussten danach erstmal wieder „frisch gemacht“ werden. Am frühen Nachmittag waren wir zurück, mussten die Transportboxen für den Flug zurechtstellen und wenig später ging es auch schon wieder los zum Check-In der Hunde an den Flughafen. Auch dies nimmt inkl. An- und Abfahrt immer mind. 2, eher 2,5 Stunden, in Anspruch. In den wenigen Momenten zwischen Hundeversorgung, Tierarzt und Flughafen haben wir die Zeit genutzt und mit ersten kleineren Sanierungsarbeiten begonnen, z. B. defekte Zaunteile entfernt und erneuert. Die Hunde kamen am Abend sicher in Hannover an und sind über eine Fahrkette (3 Teilstrecken-Fahrer) weiter zu unserer Pflegestelle nach Kiel gereist)
11.08.2015 Der Tag beginnt, wie jeder Tag, mit der Versorgung der Hunde in der Auffangstation. Anschließend fuhren wir in ein Bergdorf zu Vana, einer tierlieben Griechin, die aufgrund ihrer Tierliebe in ihrem Dorf sehr verpönt ist. Auch sie bittet uns immer wieder um Vermittlungshilfe für Hunde, die sie in ihrem Dorf findet. Die Dorfbewohner mögen zum größten Teil keine Straßenhunde und lösen das Problem schnellstens auf ihre Weise. Straßenhunde schaffen es dort nur wenige Tage… (oftmals findet man erschossene, vergiftete oder bewusst überfahrene Tiere dort…). Hier mussten auch Fotos der Neuankömmlinge gemacht werden, bereits durchgeführte Impfungen überprüft werden, Kastrationen und Ausreisetermine besprochen werden. Vana versucht sich bestmöglich um die Hunde zu kümmern, ist aber sowohl räumlich als auch finanziell mehr wie nur eingeschränkt. Daher leben die meisten Hunde an der Kette (auch im Haus; wenn man ihr 1 Zimmer Appartement so nennen kann), aber es ist für einige Wochen immer noch besser, als von manch Dorfbewohner beseitigt… Sie zeigte uns einen kleinen „Garten“, der zwar eingezäunt ist, aber der Zaun nur eine Höhe von 70-100 cm hat, welches natürlich viel zu niedrig ist. Kurzerhand bat ich Verena zu übersetzen, ob Vana bereit wäre, die Hunde dort zu halten, wenn wir für eine Erhöhung des Zauns sorgen würden. Vana weinte fast und sagte nur noch JA, JA, JA, sie wünsche sich dies schon seit Jahren, könnte es aber finanziell nicht. Natürlich werden wir ihr dort keinen Luxuspalast bauen könnten, aber mit einem finanziellen Aufwand von 200-300 Euro sollten wir einen ausbruchssicheren Garten hinbekommen. Nach gut 3,5 Stunden waren auch bei Vana alle Fotos im Kasten und die angehenden Baumaßnahmen besprochen. Am Abend ging es erneut zum Tierarzt, da am folgenden Tag wieder die Ausreise von Hunden anstand und die Papiere gemacht werden mussten.
12.08.2015 Der Tag beginnt, wie jeder Tag, mit der Versorgung der Hunde in der Auffangstation. Unmittelbar im Anschluss ging es an den Flughafen um Hunde nach Deutschland zu schicken. Auf dem Rückweg vom Flughafen wurde noch div. kleines Baumaterial besorgt und danach mit den Sanierungsmaßnahmen in den ersten alten „Patenhund“ und nun Notfallzwingern begonnen, Zäune entfernt, alte kaputte Steinhundehütten zerschlagen, rostige Dächer demontiert usw. Aufhalten konnte uns im Arbeitseifer nur die einkehrende Dunkelheit. Den Abend nutzen wir um weitere Fotos für das Web zu bearbeiten.
13.08.2015 Der Tag beginnt, wie jeder Tag, mit der Versorgung der Hunde in der Auffangstation. Danach machten wir uns auf die große Rundreise. Der Telefonanbieter wollte eine Rechnung beglichen haben, der Tierarzt ebenfalls und weiterhin benötigten wir einiges an Baumaterial und haben bei der Gelegenheit direkt Hundefutterpreise verglichen (Agrarhändler führen auf Kreta meist Futter und Baumaterial). Nach 3 Stunden hatten wir alles im Auto, oder sollte man besser sagen: IM und AUF dem Auto und noch 1 Meter Überstand aus dem Beifahrerfenster und Kofferraum raus…Die Rückfahrt war etwas, sagen wir, spannend… aber wir verloren keine Ladung… Nach dem Abladen ging es auch direkt weiter mit den nächsten Hunden zum Tierarzt, da am Folgetag wieder eine Abreise von Hunden ins Haus stand. Nach einigen Stunden von dort zurück, fuhren wir noch in ein ca. 45 Min. entfernt liegendes Bergdorf, um auch dort eine Straßenhündin mit Welpen zu fotografieren und für die ersten Impfungen zu sorgen. Bei der Gelegenheit besprachen wir mit dem Mann, der sich um die Tiere kümmert, auch gleich die nächsten Kastrationen, denn bei ihm haben sich mittlerweile gut 15 Katzen eingenistet, die alle dringend kastriert werden müssen, ebenso natürlich die Mutterhündin, die nach der Kastration bei einer tierlieben Nachbarin einziehen darf. Wir kamen in der Dunkelheit zurück in die Auffangstation
14.08.2015 Der Tag beginnt, wie jeder Tag, mit der Versorgung der Hunde in der Auffangstation. Weiterhin standen für diesen Tag gleich 2 Flüge, natürlich zu unterschiedlichen Uhrzeiten an, weshalb sich 5 Stunden des Tages am Flughafen abspielten. Auf dem Rückweg haben wir mitten auf der Straße eine frisch überfahrene Katze gesehen und diese natürlich zur Seite gelegt. Zwar ist dies nicht schön, gerade wenn die Därme usw. raushängen, aber für uns dennoch wichtig, da wir uns auch selbst keinen Gefallen tun, wenn wir täglich an der toten Katze, die von Tag zu Tag platter wird, vorbei fahren. Den restlichen Tag nutzen wir wieder mit Sanierungsarbeiten, in erster Linie mit einer neuen Überdachung der ehem. Patenhund-/Notfallzwinger. Und auch heute wurden wir wieder von der einkehrenden Dunkelheit gestoppt.
15.08.2015 Der Tag beginnt, wie jeder Tag, mit der Versorgung der Hunde in der Auffangstation. Heute stand mal kein Flug an und wir konnten uns den ganzen Tag den Sanierungsmaßnahmen widmen. Zwischenzeitlich merkte man natürlich, dass noch etwas an Baumaterial fehlt und man musste noch mal losdüsen, um entsprechendes zu holen. Auch heute kreuzte wieder eine überfahrene Katze unseren Weg, also gleiches Spiel wie gestern, anhalten, Warnblinker an, Katze auf die Seite und weiter geht’s… Am Abend war es soweit, dass das neue Dach im ersten Zwinger stand und dieser von den ersten erwachsenen Hunden bezogen werden konnte.
16.08.2015 Der Tag beginnt, wie jeder Tag, mit der Versorgung der Hunde in der Auffangstation. Danach folgten Sanierungsmaßnahmen. Abriss von alten, maroden Hundehütten, Planierung des Bodens, Entfernen der defekten Zaunteile usw. Am Nachmittag haben wir gestreikt und beschlossen, dass wir mal für 1-2 Stunden an den Strand fahren. Haben wir auch getan, endlich mal tierschutzfrei. Soweit die Theorie, wir waren noch nicht lange am Strand, kamen auch schon die ersten Straßen-/Strandhunde an und beschmusten uns. Da haben wir doch gleich neue Kastrationskandidaten gesehen Als wir den Strand verließen, ging Verena noch zum Müll um unsere Zigarettenstummel wegzubringen und was fand sie? Ein Welpe, Nabelschnur noch dran, maximal 1-2 Tage alt und auf seinem Bein lag eine Eisenstange. Den kleinen Wurm haben wir – nachdem wir noch ca. 1 Stunde seine Mutter suchten – mitgenommen. Sonntags standen unsere Chancen schlecht, dass wir Welpenmilch bekommen, also sind wir durch die Gegend gefahren und haben nach einer geöffneten Apotheke gesucht, nach der 7. hatten wir auch Glück und konnten dort eine Nuckelflasche und Baby-Milch bekommen. Fortan möchte der kleine Mann alle 2 Stunden seine Nahrung, natürlich auch nachts.
17.08.2015 Der Tag beginnt, wie jeder Tag, mit der Versorgung der Hunde in der Auffangstation. Ab heute war für uns eine ganz besondere Zeit, durch viele Spenden konnten wir wieder mal eine größere Kastrationsaktion durchführen, diese sollte heute beginnen, also ging es direkt am morgen los, um die ersten Hunde von der Straße einzusammeln, sie zu verschiedenen Tierärzten zum kastrieren zu bringen und nach einer Nacht in der Auffangstation wieder kastriert und fit wie ein Turnschuh auf die Straße zu entlassen. Das ganze mag für den ein oder anderen vllt. relativ easy klingen, ist es aber nicht. Viele Straßenhunde sind sehr skeptisch und man bekommt sie nicht einfach so eingefangen, sondern muss einige Zeit und List mitbringen, um sie in die Box zu bekommen. Nicht nur wir, sondern auch weitere Helfer haben uns unterstützt und Straßenhunde eingefangen. Die Kastrationen gingen den ganzen Tag bis weit in die Dunkelheit. Dass das ganze natürlich nicht nur finanziell eine Meisterleistung ist, sondern auch logistisch, sollte nochmals gesondert erwähnt werden. Da wir die Hunde zur Überwachung für eine Nacht in der Auffangstation lassen, brauchen wir natürlich entsprechende Übernachtungsmöglichkeiten. Ein Teil der Hunde schläft sich in einer Transportbox aus, ein anderer Teil kann in den ungenutzten, baufälligen Zwingern sich ausschlafen. Das ganze klingt noch relativ entspannt, ist es aber nicht, die vorhandenen Hunde, die in der Station leben, machen ein riesiges Theater, wenn Neuankömmlinge in die Station kommen und so werden wir uns Menschen die Nächte unerträglich, da nahezu die ganze Nacht gebellt wird… Da die Einfangquote früh am morgen und in der Dunkelheit am größten ist, haben wir natürlich schon spät am Abend noch neue Kandidaten für den folgenden Tag von der Straße geholt.
18.08.2015 Der Tag beginnt, wie jeder Tag, mit der Versorgung der Hunde in der Auffangstation. Unmittelbar im Anschluss ging es weiter mit den Kastrationen. Die Kandidaten vom Vortag mussten wieder an ihrem Einfangort ausgesetzt werden; selbstverständlich gab es noch eine Futterration für den Tag und nachdem das Auto leer war, wurden neue Hunde eingefangen. Und genau wie am Vortag, verlief auch dieser Tag. Bis in die Abendstunden haben wir kastriert und danach wieder neue Hunde eingefangen.
19.08.2015 Der Tag beginnt, wie jeder Tag, mit der Versorgung der Hunde in der Auffangstation. Heute sollte zunächst der letzte Tag für unsere Kastrationsaktion sein, da nach diesem Tag auch das Budget ziemlich am Ende war. Es spielte sich auch wie die letzten 2 Tage ab, nur dass heute nicht nur Kastrationen anstanden, sondern auch noch weitere OP´s dazu kamen. So musste einer Hündin ein Teil der Milchleiste wg. Mammatumoren entfernt werden und ein Junghund am Bein operiert werden. Die Hunde die nicht „nur“ zur Kastration kommen, dürfen natürlich für ihren Genesungsprozess bei uns bleiben. Am späten Abend fielen wir mehr als geschafft ins Bett und auch das furchtbare Hundegebell, aufgrund der Übernachtungsgäste machte uns nichts mehr aus. Immer zwischendrin natürlich noch die Versorgung unseres Flaschenbabys und der Vermittlungshunde und nicht zu vergessen, auch an diesem Tag war ein Flug und Hunde konnten in ein besseres Leben nach Deutschland reisen.
20.08.2015 Der Tag beginnt, wie jeder Tag, mit der Versorgung der Hunde in der Auffangstation. Wir atmen auf, die letzten der Kastrationskandidaten können wieder zurück auf die Straße, es verspricht für uns eine ruhigere Nacht zu werden. Der Tag hingegen war sehr anstrengend, sämtliche Transportboxen und auch das Auto mussten desinfiziert werden, denn wie ihr euch sicherlich vorstellen könnt, bringen Straßenhunde Flöhe und Zecken mit und diese turnten dann fröhlich durch die Boxen und das Auto. Wer glaubt, dass Flöhe nicht an den Menschen gehen, dem sei gesagt, es ist ein Irrglaube Mehrere Stunden verbrachten wir mit der Beseitigung der tückischen Einwohner. Am späten Nachmittag haben wir unsere „alten Baumaterialien“ zu Vana gebracht, da wir diese noch für ihren neuen Auslauf benutzen können. Am Abend hatte keiner mehr Lust irgendwas zu machen, aber es bringt ja alles nichts, es stand noch ein Flug an…
21.08.2015 Der Tag beginnt, wie jeder Tag, mit der Versorgung der Hunde in der Auffangstation. Anschließend hatten wir mal wieder einen Tierarzttermin, um die Papiere der Hunde für den Flug am Folgetag fertig zu machen. Auf dem Weg dorthin hatten wir leider wieder eine überfahrene Katze auf der Straße. Also erstmal diese zur Seite räumen…Am frühen Nachmittag waren wir soweit fertig, dass wir weiter mit den Sanierungsmaßnahmen machen konnten. Es wurden neue Wasserschläuche verlegt, Hundehütten repariert bzw. teilweise erneut, Zwingerböden planiert, Türen repariert und der Sonnenuntergang sagte uns, dass es für heute reicht.
22.08.2015 Der Tag beginnt, wie jeder Tag, mit der Versorgung der Hunde in der Auffangstation. Unmittelbar danach ging es schon zum Flughafen, da 3 Hunde in ein artgerechteres Leben nach Deutschland reisen wollten und danach ein Tierarztbesuch für einen anstehenden Flug am Folgetag. Nach 1,5 Stunden Strandauszeit wollten wir weiter sanieren, allerdings gingen die Temperaturen an die 40 Grad und es war unmöglich in der Sonne körperliche Arbeit zu leisten. Nutzen wir die Gunst der Stunde doch zum bearbeiten von Bildern fürs Web und die Beantwortung von Emails. Gegen 17 Uhr waren die Temperaturen um die 34 Grad und man konnte wieder an Sanierungsarbeiten denken. Natürlich blieb es nicht nur beim Denken, sondern wir haben diese umgesetzt. Heute wurde der dritte Patenhund-/Notfallzwinger begonnen zu sanieren, alte Zäune demontiert, Hütten abgerissen, abstehende Drähte befestigt, hineinragende Olivenbäume zurück geschnitten usw.
23.08.2015 Der Tag beginnt, wie jeder Tag, mit der Versorgung der Hunde in der Auffangstation. Und täglich grüßt das Murmeltier, danach ging es an den Flughafen um 3 Hunde nach Deutschland zu schicken. Da es gleichzeitig auch der letzte „Urlaubstag“ meines Lebensgefährten auf Kreta war, wollten wir uns alle noch eine Strandauszeit gönnen, haben wir auch für eine Stunde geschafft, danach mussten wir zurück, um die Hunde noch vor Einbruch der Dunkelheit zu versorgen. Zudem hatten wir Freunde zum grillen geladen und es sollte um 22 Uhr losgehen. Ging es auch und zwar bis morgens um halb vier, dass mein Lebensgefährte am nächsten Tag morgen ums 6 am Flughafen sein musste, haben wir mal verdrängt…
24.08.2015 Der Tag beginnt mal nicht mit der Versorgung der Hunde, sondern mit der Abreise meines Lebensgefährten, um halb 6 sind wir an den Flughafen gestartet, im Gepäck: sein Sohn und natürlich 4 Hunde. 70 Minuten vor Abflug hatte er dann festgestellt, dass sein Handy nicht im Gepäck war, ich also mit Vollgas zurück in die Auffangstation, Handy gesucht und zurück an Flughafen. 30 Minuten vor Abflug war ich erneut da, mit Handy, welches übrigens gar nicht zuhause war, sondern zwischen Beifahrersitz und Fahrertür gefallen ist. Nun waren die 6 abgereist, ich hatte bei dem unfreiwilligen „Handy-Hol-Versuch“ noch Verenas Hündin Bona ins Auto gepackt und dachte mir, machen wir zwei doch mal einen Strandspaziergang. Gesagt, getan. Es dauerte noch keine 10 Minuten und wir waren nicht mehr zu zweit, sondern 6 Straßenhunde schlossen uns an und marschierten mit. Selbstverständlich alle unkastriert, eine davon läufig. Budget hin, Budget her, wenigstens die läufige muss unters Messer, sonst haben wir in 2 Monaten neue Probleme. Den Tag verbrachten wir zunächst mit Aufräumarbeiten, Sanierungsarbeiten und am späten Nachmittag mit einem weiteren Flughafenbesuch und verschicken von Hunden, danach aber MUSSTE ich mit Verena noch mal an den Strand, wo ich morgens spazieren ging, denn die läufige Hündin ließ mir keine Ruhe…Dort angekommen waren plötzlich noch 5 bislang nicht getroffene Hunde dort, eine davon hochträchtig. Ja und jetzt kommt etwas, was der ein oder andere vllt. nur schwer verstehen kann, aber es ist notwendig. Wir haben versucht die hochträchtige Hündin zu fangen um sie noch zum kastrieren zu bringen. Die Welpen haben auf der Straße keine Chance und wir sind absolut dagegen, dass neues Elend produziert wird. Lieber wäre es uns natürlich, dass wir gar nicht mit trächtigen Hunden konfrontiert werden, aber da wir weder die finanziellen Mittel, noch die personellen haben, um flächendeckend alles zu kastrieren, was sich auf der Straße tummelt, wird es immer wieder unkastrierte Hunde geben, die natürlich bei jeder Läufigkeit trächtig werden Leider haben wir nach 3 Stunden aufgeben müssen, die Hündin war so skeptisch und ängstlich, dass wir nicht an sie heran gekommen sind. Frustriert sind wir nach Hause gefahren, nicht aber ohne noch 4 Strand-/Strassenhunde einzuladen. Die nächsten 2 Tage haben wir immer mal wieder nach ihr geschaut, sie aber nicht gefunden. Wir gehen davon aus, dass sie mittlerweile geworfen hat…
25.08.2015 Der Tag beginnt, wie jeder Tag, mit der Versorgung der Hunde in der Auffangstation. Wie gesagt, hatten wir schon 4 Hunde zum kastrieren eingefangen und diese dann unmittelbar zum kastrieren gebracht. Irgendwie war der Eifer geweckt und auch die Hoffnung, dass wir nach diesem Bericht – und dem noch folgenden separaten Kastrationsbericht in nächster Zeit – wieder ein erhöhtes Spendenaufkommen für Kastrationen von Straßenhunden bekommen, so dass wir uns gesagt haben, dass wir noch ein paar Kastrationen dranhängen. Alleine an diesem Tag haben wir insgesamt 19 Tier eingefangen, kastrieren lassen und am Folgetag wieder ausgesetzt. Zwischen Gebärmüttern, Eierstöcken und Hoden musste zwischendurch noch die Papiere für die Hunde fertig gemacht werden, die am Folgetag abreisen sollten.
26.08.2015 Der Tag beginnt, wie jeder Tag, mit der Versorgung der Hunde in der Auffangstation. Im direkten Anschluss stand wieder ein Flug für 3 Fellnasen an und es ging zum Flughafen. Danach wurden die kastrierten Hunde wieder auf die Straße zurück gebracht. Für den restlichen Tag hatten wir uns vorgenommen, dass wir den Haushalt mal wieder auf Vordermann bringen und etwas Büro machen. Soweit die Theorie. Zwischendrin mussten wir noch mal an den Flughafen, da Touristen eine schwerverletzte Babykatze gefunden haben, aber wenige Stunden später abreisten. Sie brachten die Katze mit zum Flughafen und wir holten sie dort ab.
27.08.2015 Der Tag beginnt, wie jeder Tag, mit der Versorgung der Hunde in der Auffangstation. Anschließend musste Verena zu einem Zahnarzttermin nach Heraklion und ich dachte, ich könnte ja mal schön in die Stadt gehen. Dort stelle ich fest, dass es eigentlich viel zu warm ist und ich beschloss, mich mal etwas näher im Industriegebiet, welches leider dafür bekannt ist, dass sehr viele Hunde dort leben, umzuschauen. Hätte ich das mal lieber gelassen, es ist noch weitaus schlimmer, wie ich je dachte. Trotz der Hitze habe ich mindestens 40 Hunde an verschiedenen Stellen angetroffen und die Dunkelziffer ist um einiges höher. Wir schätzen, dass an die 100-200 Tiere im Industriegebiet leben. Zwischenzeitlich rief mich Verena an, dass der Zahnarzttermin doch länger dauert und die Katze zu einem spezialisierten Tierarzt, der weiter entfernt ist, müsste, damit sich die lange Fahrt aber „lohnt“ sollte ich doch mal Ausschau halten, ob ich nicht noch die ein oder andere Hündin einladen kann zum kastrieren. Es kam wie gerufen, keine halbe Stunde später hatte ich 6 Hündinnen und einen Rüden im Auto. 2 Stunden später waren die 7 Hunde, die Katze und ich auf dem Weg zum Spezialisten und tief in der Nacht mit den Hunden zurück. Die Katze blieb direkt dort und wird dort nun bestens betreut.
28.08.2015 Der Tag beginnt, wie jeder Tag, mit der Versorgung der Hunde in der Auffangstation. Unmittelbar danach habe ich noch Fotos gemacht, da es mein Abreisetag ist und die letzte Chance auf tolle Fotos der Vermittlungshunde. Nun mussten die kastrierten Hunde wieder auf die Straße zurück. Verena meinte nur „Ich bin noch so müde, ich habe nicht mal Lust mich zu schminken oder großartig umzuziehen“ woraufhin ich sagte „Dann lassen wir das doch einfach, wir setzen ja eh nur schnell die Hunde wieder aus“. Eigentlich hätte ich aus der jahrelangen Erfahrung wissen müssen, dass es dabei nie bleibt… Wir haben also die Hunde ausgesetzt, was teilweise echt schwierig war, da einige unser Auto verfolgten und gerne wieder mitwollten bzw. uns mit flehendem Blick anschauten und dann meinte Verena, dass ich ihr doch von einer weiteren trächtigen Hündin erzählt habe und ob wir nicht noch mal schauen wollen, ob wir diese sehen. Der Hintergrund ist nicht nur die Kastration, sondern auch, dass uns unser Flaschenbaby momentan große Sorgen macht und nicht mehr richtig trinken möchte, da käme uns eine Hündin mit Milch gerade richtig. Wir haben die Hündin gefunden, natürlich nicht auf der Straße, sondern in einem „Zigeunerdorf“. Zwangsläufig mussten wir mit den Zigeunern in Kontakt kommen (ihr erinnert euch an die Sache mit den dreckigen Klamotten und ungeschminkt und so?). Sie haben uns sehr freundlich empfangen und auf die Frage, ob sie die Welpen brauchen nur gemeint, dass sie dies natürlich nicht tun und mehr als genug Hunde dort hätten und wir die Hündin gleich mitnehmen könnten und am besten noch eine weitere, weil sie gerade läufig ist. 15 Minuten später fuhren wir mit den beiden Damen vom Hof und direkt zum Tierarzt. Der Tierarzt wollte beide sofort kastrieren, was mir persönlich nicht so gut gefiel, da ich ja auch noch abreisen muss… Aber es war nichts zu rütteln, er bestand darauf. Die trächtige Hündin – klein bis mittelgroß – hatten 10!!! Welpen im Bauch, so schlimm es auch ist, es sind wieder 10 Leben, die das Leben im Elend nicht erleben mussten, die andere Hündin war noch nicht gedeckt. Zwei Stunden später musste ich, mit meinen Flugpatenhunden, am Flughafen sein. Natürlich waren wir wieder etwas spät in der Zeit und dass wir die Tasche für den Kabinenhund vergessen haben, war dann nur noch das I-Tüpfelchen. Verena raste los zum nächsten Petshop und kaufte eine Tragetasche für den Kabinenwelpen, dass ich in Deutschland für eine doppelt so große Tasche nicht mal 10 Euro zahle und diese gleich 34 Euro kostete, erwähnen wir jetzt mal nicht…
Was ich in dem Tagebuch nun nicht gesondert aufgeführt habe, ist, - dass die Hunde morgens- und abends versorgt werden müssen (Wasser, Futter, Zwinger reinigen, Kot aus den Freiläufen entfernen, Medikamentengabe, Aufmerksamkeit/spielen/streicheln usw., - ständig Touristen und Einheimische anrufen, die um Hilfe bitten, sei es für gefundene Welpen, verletzte Hunde, Kastrationen etc. - aber auch die nicht zu unterschätzte Büroarbeit (Emails und Co.) und mind. 15 Anrufe täglich
usw. Auch wenn wir es noch so gerne möchten, die Arbeit ist physisch und psychisch so belastend und letztlich auch finanziell eingeschränkt, dass wir leider nicht jedem Tier oder Mensch helfen können
Alles in allem bin ich gut mit den Hunden in Deutschland angekommen, sehne aber die Zeit – wenngleich sie wahnsinnig anstrengend war und ich in 3 Wochen vllt. 5-6 Stunden den Strand gesehen habe – auf Kreta zurück. Dort habe ich das Gefühl, dass ich wirklich gebraucht werde und wenn ich die finanziellen Möglichkeiten hätte (gerade im Hinblick auf Arbeit) würde ich eher gestern wie heute nach Kreta auswandern um dort noch mehr Kastrationen in die Wege zu leiten und noch mehr Leid zu verhindern!
Jennifer Crass 1. Vorsitzende des Vereins
Zu guter Letzt noch ein paar Eindrücke aus Kreta
PIP – unser Flaschenbaby, gefunden am Strand, 1-2 Tage alt, auf dem Bein lag eine Eisenstange
Schnappschüsse
Frisch sanierte Zwingeranlagen (Patenhunde- bzw. Notfallzwinger)
Vana´s Garten, der nun hundegerecht umgestaltet werden soll
Tierliebe Grüße das Team der Kreta-Hunde Tierschutz in Heraklion e. V. Unsere Homepage www.kreta-hunde.de Unsere Facebook-Seite: https://www.facebook.com/KretaHunde Helfen auch Sie mit und unterstützen die Tierschutzarbeit mit einer Spende! Tierschutz in Heraklion, IBAN: DE86 51550035 0002420867,BIC: HELADEF1WET, Sparkasse Wetzlar Vielen Dank